Die ersten Deutschen machen sich Sorgen wegen verstrahlter Lebensmittel aus Japan.
Dabei kommt die tatsächliche Strahlengefahr aus dem heimischen Wald.
Japanisches Essen ist zunehmend beliebt in Deutschland. Doch seit dem Nuklearunfall von Fukushima machen sich die Konsumenten Gedanken wegen der Zutaten für Sushi oder Ramen,
die aus Japan stammen. Diese machen allerdings nur 0,1 Prozent der Lebensmittelimporte
nach Deutschland aus. Es handelt sich überwiegend um Sojasoße, Reis, Algen und etwas Fisch.
Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz hält es daher für umsetzbar, die Ware in nächster Zeit direkt am Zoll auf radioaktive Strahlen zu messen und den Verzehr nötigenfalls zu verhindern. Das wäre der Fall bei einer radioaktiven Belastung von 600 Becquerel pro Kilogramm.
Waldboden speichert radioaktives Material
Mehr oder weniger stark radioaktiv können dagegen einheimische Produkte aus deutschen Wäldern sein – und das seit 25 Jahren, seit der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl im April 1986. Damals zog eine atomare Wolke über Europa, und wo Regen die radioaktiven Partikel auswusch, kontaminierten sie den Boden. Süd- und Ostbayern waren besonders betroffen.
Der mineralische Waldboden mit seiner Humusschicht erwies sich als idealer Speicher für Cäsium-137, das mit einer Halbwertzeit von 30 Jahren extrem langsam zerfällt. Waldpilze
wiederum saugen Cäsium geradezu auf, wenn auch je nach Art unterschiedlich stark.
Waldtiere fressen dann die Cäsium-gesättigten Pilze. Vor allem Wildschweine, die mit
ihrem Rüssel die am stärksten belastete Bodenschicht auf der Suche nach Pilzen und
Hirschtrüffeln durchwühlen, werden auf diesem Weg oft so stark verstrahlt, das sie nicht
auf den Markt kommen dürfen. Jäger müssen daher bis heute an jedes erlegte Wildschwein
den Geigerzähler anlegen.
Strahlung wie auf einem Mittelstreckenflug
Im vergangenen Jahr schlugen ihre Messgeräte nur noch bei gut 1000 von 440 000 erlegten Wildschweinen stark aus, weil die erlaubten 600 Becquerel pro Kilogramm überschritten
waren. Mit dem langsamen Absinken von Cäsium-137 in tiefere Bodenschichten wird
auch die Belastung von Pilzen und Wildschweinen weiter zurückgehen.
Andere Länder sind mit der Strahlenmenge im Wild toleranter als Deutschland. In Schweden
darf das Fleisch mit bis zu 1500 Becquerel pro Kilo in den Handel kommen. Die pragmatische Begründung: Wild isst man ja nicht jeden Tag. Die Strahlenbelastung durch eine ordentliche Portion Wildschweinbraten mit diesem Becquerel-Wert ist in jedem Fall geringer als auf einem
Flug von Frankfurt auf die Kanarischen Inseln. Das hat das Bundesamt für Strahlenschutz errechnet. Mit Material vom Bundesamt für Strahlenschutz, dem Bayerischen Landesamt für Umwelt und der Verbraucherzentrale Hessen
bis bald & Guten Appetit
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